lernstick-Tablet

Seit einiger Zeit sind Tablets das neue Hype-Thema. Wir hatten schon immer mit dem Gedanken gespielt, den lernstick mal auf einem Tablet auszuprobieren. Aber leider sind die iPads von Apple komplett verrammelt, so dass man dort Alternativen nicht sinnvoll einsetzen kann. Auch bei den wesentlich offeneren Android-Geräten besteht immer noch das Problem, dass man nicht einfach selbst eine neue Android-Version oder sogar ein ganz anderes Betriebssystem, wie z.B. Linux, installieren kann. Klar, wenn man in der Lage ist, sein Android-Gerät zu jailbreaken, geht so einiges mehr, aber das liegt wohl ausserhalb der Möglichkeiten von „normalen“ Schulen. Die nächste Hürde ist, dass die meisten Tablets bisher mit ARM-Prozessoren ausgestattet sind, die nicht mit Intel- oder AMD-Prozessoren (die in Desktops und Notebooks Standard sind) kompatibel sind. Der lernstick ist allerdings auf einen Intel-kompatiblen Prozessor angewiesen.

Lange Zeit waren keine brauchbaren Tablets mit Intel-Prozessoren verfügbar. Doch das hat sich nun geändert. Vor kurzem habe ich von Intel selbst ein paar Tablets zur Verfügung gestellt bekommen. An dieser Stelle noch einen herzlichen Dank an Intel! Am besten hat der Samsung Series 7 Slate PC funktioniert. Hier nun eine kleine Anleitung, wie man den lernstick auf diesem Tablet verwendet:

Start/Installation

Von vorne betrachtet, fällt der kleine viereckige Home-Button am Tablet-Rand auf:

Auf der rechten Seite ist die Rotationssperre und der Ein/Aus-Schalter:

Auf der linken Seite ist der USB-Anschluss und die Knöpfe für Laut und Leise:

Das Schöne am Samsung Series 7 Slate PC ist, dass er ein ganz „normaler“ Computer ist. Man kann also dieses Tablet auch einfach von einem USB-Stick, wie dem lernstick oder auch jedem anderen beliebigen USB-Stick mit einem Linux drauf, starten. Dazu muss  zuerst der Stick in den USB-Anschluss gesteckt werden, dann der Ein/Aus-Schalter und anschliessend kurz der Home-Button gedrückt werden. So wird man von einem einfachen Bootmenü begrüsst:

Durch Drücken auf die Laut- und Leise-Tasten kann man den lernstick auswählen und den Bootvorgang durch Drücken der Rotationssperre starten. Und schon begrüsst einen das lernstick-Bootmenü:

Auch hier kann man wieder mit den Laut- und Leise-Tasten die Auswahl im Bootmenü bewegen und durch Drücken der Rotationssperre auswählen.

Möchte man die Bootreihenfolge des Tablets dauerhaft so umstellen, dass zuerst versucht wird, vom USB-Port zu starten, muss man an den USB-Port eine Tastatur anschliessen. Noch komfortabler ist die Verwendung des Docks, das es als Zubehör zum Tablet gibt. Das Dock ist einerseits eine einfache Möglichkeit, das Tablet aufzustellen, andererseits bietet es auch noch einige weitere Anschlüsse (Strom, Ethernet, HDMI, zweiter USB-Anschluss, Kopfhörer):

Aufgestellt (mit der USB-Tastatur) sieht das dann so aus:

Um ins BIOS des Tablets zu gelangen, muss man beim Einschalten den Home-Button gedrückt halten. Wenn das BIOS erschienen ist, kann man mit der rechten Pfeiltasten bis zum Reiter „Boot“ wechseln, dort mit Enter den Eintrag „Boot Device Priority“ auswählen, mit der Pfeiltaste nach unten bis zum Eintrag „USB KEY“ gehen und dann immer wieder F6 drücken, bis dieser Eintrag ganz oben in der Liste steht:

Um die Einstellungen zu speichern, muss man dann noch F10 drücken und mit Enter bestätigen.

Wenn man möchte, kann man das lernstick-System auch auf die interne SSD des Tablets installieren. Das hat einige Vorteile:

  • Man braucht keinen USB-Stick mehr. 🙂
  • Das Tablet startet von SSD viel schneller als vom USB-Stick.
  • Das Tablet kann in den Ruhemodus versetzt werden (und muss so gegebenenfalls gar nicht mehr hoch- oder heruntergefahren werden).
  • Die Oberfläche kann speziell auf die Tabletbenutzung konfiguriert werden.

Tablet-Anpassungen

Eine auf das Tablet installierte lernstick-Umgebung sieht dann zum Beispiel so aus:

Damit man die lernstick-Oberfläche auf dem Tablet sinnvoll einsetzen kann, braucht man zunächst einmal eine virtuelle Tastatur. Die kann man im Startmenü unter „Dienstprogramme -> Virtuelle Tastatur“ starten:

Man kann die Tastatur beliebig auf dem Bildschirm platzieren, indem man sie irgendwo an einem schwarzen Bereich antippt und zieht. An der unteren rechten Ecke kann die Grösse der Tastatur beliebig eingestellt werden. Mit den grünen Pfeilen auf der rechten Seite kann noch ein zusätzlicher Nummernblock mit Pfeiltasten ein- und auch wieder ausgeblendet werden. Falls die Tastatur einmal nicht mehr sichtbar ist, kann man sie jederzeit wieder einblenden, indem man das Tastatursymbol unten rechts im Systemabschnitt der Kontrollleiste antippt.

Die Grösse der Symbole, Fensterumrandungen und -knöpfe ist beim lernstick auf die Bedienung mit Maus und Tastatur optimiert und damit für die Fingerbedienung auf einem Tablet eher ungeeignet. Das kann man jedoch leicht anpassen, indem man im Startmenü „Recher -> Systemeinstellungen“ startet, dort unter „Erscheinungsbild -> Symbole“ den Reiter „Erweitert“ auswählt, dort den Eintrag „Hauptwerkzeugleiste“und dann die Grösse anpasst, z.B. auf den Wert 48 setzt:

So lassen sich die Symbole in den Werkzeugleisten sehr angenehm mit dem Finger bedienen.

Wenn man die Fenster mit dem Finger bewegen oder deren Grösse anpassen möchte, so benötigt man noch einen breiteren Fensterrahmen. Dazu muss man unter „Fenster“ die Umrandungs- und Knopfgrösse anpassen, z.B. auf den Wert „Riesig“:

Die Grösse der Desktop-Icons lässt sich auch anpassen. Dazu muss man zuerst das kleine „Werkzeugkasten“-Symbol oben rechts und dann den Eintrag Einstellungen für „Aktivität Ordner-Ansicht“ antippen:

Dann öffnet sich ein Fenster, in dem man im Bereich „Anzeige“ mit einen Schieberegler die Grösse der Desktop-Icons von „Klein“ nach „Groß“ beliebig ändern kann:

Ruhezustand

Das Tablet bootet zwar extrem schnell, jedoch ist man als Tabletbenutzer das sogenannte „Instant-On“ gewöhnt. Wenn man das Tablet zur Hand nimmt, soll es also sofort an sein und nicht erst hochfahren müssen. Auch das lässt sich in der lernstick-Oberfläche sehr einfach konfigurieren. Dazu muss man das Batteriesymbol im Systemabschnitt der Kontrollleiste unten rechts antippen:

Daraufhin öffnet sich das Fenster zur Energieverwaltung, in dem mit dem Schraubenschlüssel-Symbol unten rechts auch die Energieprofile angepasst werden können:

Sehr wichtig ist, dass im Bereich „Allgemeine Einstellungen“ der Punkt „Bildschirm nach Ruhezustand sperren“ nicht ausgewählt wird! Sonst müsste man nach dem Anschalten ein Passwort eingeben, was mangels virtueller Tastatur im Passwortdialog nur mit einer USB-Tastatur möglich wäre…

Unter dem Punkt „Profile ändern“ sollte man nun bei sämtlichen Profilen (Powersafe, Performance, …) die Auswahl bei „Wenn Ausschalt-Knopf gedrückt wird“ auf „Ruhezustand“ ändern:

Wenn man nun im laufenden Betrieb den Ausschalt-Knopf drückt, wird das Tablet sofort in den Ruhezustand versetzt. Dieser ist sehr stromsparend, so dass man das Tablet in diesem Zustand einfach liegenlassen kann. Der Ladestand der Batterie unseres Testgerätes liess so nur ungefähr 10% pro Tag nach. Wenn man das Tablet dann einmal benötigt, kann man einfach den Ein/Aus-Schalter drücken und es ist sofort wieder betriebsbereit.

Das lernstick-System ist auf dem Tablet dann so einfach zu bedienen, dass sogar meine 3-jährige Tochter damit wunderbar klarkommt. Auf diesem Youtube-Video kann man sich davon überzeugen:
http://www.youtube.com/watch?v=gqkoa0zPEr4

4 Responses to lernstick-Tablet

  1. Das ist ein schönes Bastlerprojekt und das Gerät ist schon ziemlich cool, würde ich geschenkt auch nehmen 😉 Aber der Beitrag zeigt doch indirekt neben den Schwächen auch die Stärken des iPads: 1.) Der Preis (ein iPad kostet wohl nur ca. 1/4 von dem Aufbau, der in den Bildern zu sehen ist, oder?), 2.) Keine Installationen notwendig, 3.) Software ist zu 100% auf Fingerbenutzung ausgelegt.

    • rostblock sagt:

      1.) Der Preis (ein iPad kostet wohl nur ca. 1/4 von dem Aufbau, der in den Bildern zu sehen ist, oder?)

      Das Samsung Tablet kostet CHF 1200, ein neues iPad ca CHF 700 (ist dafür leistungsschwächer und geschlossen).

      2.) Keine Installationen notwendig,

      Naja… bei unseren iPad-Projekten mussten wir monatelang im Voraus den Appstore nach nützlichen Anwendungen durchkämmen und die iPads dann damit bespielen. Da ist eine lernstick-Installation ein Klacks dagegen…

      3.) Software ist zu 100% auf Fingerbenutzung ausgelegt.

      Das ist allerdings wahr. Viele Programme müssen für eine angenehme Fingerbedienung noch eine alternative Oberfläche bekommen. Aber auch da tut sich im Open-Source-Umfeld schon etwas, z.B. Plasma Active

  2. Ach ja eins noch … ist nicht bös gemeint… es ist zwar süß, aber muss man sein kleines Kind für „Werbezwecke“ filmen und die Videos dann öffentlich posten? Ich glaube nein.

  3. Stefanie Müller sagt:

    Sehr interessant! Ich würde mir auch ein Tablet für den Unterricht wünschen mit dem ich auch wirklich arbeiten kann, Stichwort: open/libre-office…
    Das neue Samsung Tab 3 ist ja auch mit Intel-Prozessor. Würde da die von dir beschriebene Methode der Installation des Lernsticks auf diesem Tablet wohl auch funktionieren?
    Wenn ja, wie erfährt man denn, mit welchen Tasten man dort hantieren muss, so wie du es oben mit dem Zugang zum Bios-Menü beschrieben hast?

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